Verein zur Erhaltung der Kolonie Mödling
SPOTLIGHT
Die Kolonie Mödling...
...ein Juwel unter den Industriedenkmälern Österreichs!
Die Wohnhäuser (Schusterhäuser) wurden im Jahre 1872 als Arbeiterhäuser der "Lokomotiv- und Waggonbaufabrik der Industrie-, Forst- und Eisenbahngesellschaft" erbaut (Fabrik Standort: "An der unteren Trausmühle" in der Feldgasse 67 - dies ist heute in der Schillerstraße, dort wo jetzt die Bezirkshauptmannschaft steht). Die Häuser erhielten im Jahre 1873 den Bewohnungsconsens und waren somit bezugsfertig. Nachdem Baumeister Hartig die Maschinenfabrik und alle Häuser in nur 1 Jahr Bauzeit (!) errichtete, wurde am 15. 9. 1873 in einer Sitzung des Gemeindeausschuss die neu angelegte durchführende Straße in Hartigstraße benannt. Die Anlage umfasste 45 Wohnhäuser mit dazugehörigen kleinen Nutzgärten.
Nach dem Bau von nur 40 (!) Lokomotiven wurde bereits im Jahre 1874 die Produktion stillgelegt. Im Jahre 1875 baute der Schuhfabrikant Alfred Fränkel (Onkel von John F. Kerry's Großvater) die Fabrik in eine Schuhfabrik um. 1883 kaufte dann Alfred Fränkel die Fabrik samt Arbeiterkolonie. In der Kolonie wurden vorwiegend Schuster mit ihren Familien untergebracht. In jedem Haus wohnten vier Familien, wobei die Dachkammern als Werkstätte eingerichtet waren.
Daher stammt auch der Name dieser Arbeiterkolonie - "Schusterhäusln". Obwohl diese Siedlung eine Verbesserung der schlechten Wohnsituation der Arbeiter bedeutete, so war die Miete hoch und die Schuster samt Familien arbeiteten täglich in anstrengender Heimarbeit oft bis zu 16 Stunden. Die Frauen der Schuster mussten durch Waschen und Bügeln für reichere Bürgersleute das geringe Familieneinkommen aufbessern. Die "Schusterhäusler" standen in der sozialen Hierarchie des damaligen Mödlings ganz unten, weit nach den Bürgern und den Schöffelvorstädtern. (Quelle: "Die alten Häuser träumen...Mödling", Edith Kleinert, 1991)
1884 wurde von Eugen Kleiner und Walter Bokmayer die Korksteinfabrik (heute Fa. Austyrol Dämmstoffe GmbH) gegründet. Sie gilt als das Unternehmen, das sich als erstes in der damaligen Monarchie mit der industriellen Herstellung von Dämmmaterialien und Leichtbaustoffen beschäftigte. Im Jahre 1902 übersiedelte die Schuhfabrik, die Schuster verloren ihren Job und die Arbeiterhäuser verwahrlosten. In dieser Zeit fanden viele Koloniebewohner Arbeit in der Korksteinfabrik.
1920 erwarb die Gemeinnützige Bau- und Wohnungsgenossenschaft Mödling die desolaten Häuser und begann diese zu sanieren. Ab diesem Zeitpunkt gab es in jedem Haus acht kleine Wohneinheiten.
1963 mussten die Häuser Hartigstraße 1-9 einer neuen Wohnsiedlung (Arbeitergasse) weichen. Die überwiegend schon sehr lange hier ansässigen Bewohner wollten diese Entscheidung nicht so einfach hinnehmen, da ihnen die Anlage mit den dazugehörigen Kleingärten ans Herz gewachsen war. Um zu verhindern, dass weitere Häuser der "Kolonie" abgerissen und statt dessen Wohnblöcke errichtet werden, fanden sich einige engagierte Bewohner der Kolonie und gründeten am 23. Februar 1977 den "Verein zur Erhaltung der Kolonie". Nach hartnäckigen Verhandlungen mit den zuständigen Behörden wurde schlussendlich 1978 die Anlage unter Denkmalschutz gestellt, womit an einen Abriss nicht mehr zu denken war. Ab diesem Zeitpunkt ist die Kolonie ein Teil der Niederösterreichischen Industriestraße.
Im Laufe der Jahre wurden immer wieder bauliche Veränderungen sowie Renovierungsarbeiten unter Mitarbeit des Vereins zur Erhaltung der Kolonie durchgeführt. Da sich auch der Wohnanspruch im Laufe der Zeit geändert hat, werden seit mehreren Jahren die kleinen Einzelwohnungen nach Freiwerden mit den darüber oder darunter gelegenen Wohneinheiten zusammengelegt, so dass hier Familien mit Kindern mehr Platz bekommen. Einzigartig ist auch, dass diese Wohnhausanlage unter entscheidender Mitarbeit des Vereines, aus den von den Bewohnern jährlich einbezahlten Erhaltungsbeiträgen (ohne Aufnahme von Krediten) erhalten und für die zukünftigen Generationen verschönert wird.
Zum Schluss wünsche ich ihnen noch viel Spaß beim Stöbern auf unserer Homepage!
Erich Walter
Webmaster
Hermann Buchinger Heim - Vereinssitz
Hermann Buchinger
geboren am 20. Dezember 1890 in Mödling - gestorben am 11. Oktober 1958,war ein österreichischer Politiker (SPÖ). Buchinger war von 1945 bis 1958 Abgeordneter zum Landtag von Niederösterreich.
Buchinger besuchte nach der Volksschule die Bürgerschule und absolvierte eine Lehre als
Metallschleifer. Er engagierte sich im Betriebsrat und war im Republikanischen Schutzbund aktiv. 1934 wurde er aus politischen Gründen verhaftet. Nachdem er 1945 zum SPÖ Bezirksparteivorsitzenden gewählt worden war, vertrat er seine Partei vom 12. Dezember 1945 bis zum 12. Oktober 1958 im Niederösterreichischen Landtag. Er war zudem von 1954 bis 1958 Gemeinderat in Mödling.
Quelle: Erika Dietl / A 2340 Mödling
Robert Koch Gasse
Sie verbindet die Straße "An der Laxenburger Bahn" mit der Südtiroler Gasse und wurde paralell zur Hartigstraße angelegt. Ihr ursprünglicher Name war "Friedrichstraße."* 1910 wurde hier vorerst einmal eine Tierimpfstoffgewinnungsanstalt gegründet, aus der sich die Bundesanstalt für Tierseuchenbekämpfung - heute Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH (AGES) - entwickelte. Im Zusammenhang damit scheint die Benennung der Gasse nach Robert Koch (geb. 11. Dezember 1843 in Claustal, gest. 27. Mai 1910 in Baden-Baden), dem Begründer der modernen Bakteriologie, durch den Gemeinderat am 20. Mai 1932 mehr als begründet.
*Friedrichstraße: Die Namensgebung erfolgte durch den Gemeindeausschuss über Antrag der Maschinenfabriksdirektion am 15. September 1873.
Dr. Heinrich Horny Straße
21. Juni 1926 - 5. November 2008
Dr. Heinrich Horny war ein niederösterreichischer Kommunalpolitiker und von 1975 - 1980 Bürgermeister in Mödling. 2006 wurde er Ehrenbürger der Stadt Mödling. Bald nach seinem Ableben bekam er eine eigene Straße. An der Laxenburger Bahn wurde laut Gemeinderatssitzung am 21. November 2008 in Dr. Heinrich Horny-Straße umbenannt.
Quelle: Mödling Kleinstadt ganz groß